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Mucs wird 10! Liebe Leser, hoch die Tassen - mucs wird 10! Das... |
Illustration: Isabella Moser, Text: Jakob Schrenk
![]() ![]() „Warum schnitten die anderen Kinder besser ab als ich“, fragt er sich und gibt gleich selbst die Antwort: „Weil sie besser waren, deshalb. Solche wie dich gibt es viele. Du kommst nicht bis an die oberste Spitze.“ Nur mit einem herausragenden Ergebnis schafft man es auf ein gutes College und auf eine Elite-Uni, nur mit dem perfekten Abschluss bekommt man einen guten Job, und nur mit einem guten Job hat man ein glückliches Leben. Für Craig ist diese Kausalkette der Leistungsgesellschaft zerbrochen, schon im ersten Glied. Craig Gilner ist Hauptperson des amerikanischen Romans „Eine echt verrückte Story“, der 2007 auch auf Deutsch erschienen ist. Der 26-jährige Autor Ned Vizzini schildert das Leben und Leiden eines modernen Werthers, der nicht an einer unerfüllten Liebe zerbricht, sondern an den Leistungsanforderungen der Gesellschaft. Die Hippies träumten davon, die Welt zu verändern, die Generation X wollte nur noch in Ruhe gelassen werden, Jugendliche wie Craig Gilner eint die Sorge um die Zukunft. Die Shell-Studien zeichnen alle paar Jahre das Bild einer skeptischen Generation, die auf sich selbst vertraut, aber wenig von der Zukunft erwartet. Die Bedeutung von Fleiß und Ehrgeiz für die Lebensgestaltung verstärkt sich. „Verglichen mit älteren Generationen sind die Angehörigen dieser Generation besser zu motivieren und besser einzusetzen“, resümiert der Soziologe Klaus Hurrelmann. Die Jugendlichen analysieren, was der Markt verlangt und liefern dann das gewünschte Produkt in Form der richtigen Praktika oder des gefragten Studiengangs. Leben für den Lebenslauf. Der Spruch steht in fetten Lettern auf der Webseite der Firma Babyplus. Sie bietet eine Art Walkman an, den sich die werdende Mutter um den Bauch bindet, „das wertvollste pädagogische Bildungssystem, das je entwickelt wurde“, schreibt die Firma. An den privaten Helen-Doron-Schulen können mittlerweile schon Säuglinge ab drei Monaten Englisch lernen. Das US-Unternehmen Fastrackids hat im Januar 2007 in Berlin seine erste Dependance eröffnet und bietet den dreibis sechsjährigen Schülern einen umfassenden Lehrplan: zwölf verschiedene Fächer, unter anderem Astronomie, Biologie, Mathematik, Naturwissenschaften und Wirtschaft. Der Wettlauf um die Karriere beginnt immer früher. In München werden bereits für Kindergärten naturwissenschaftliche Lehrpläne entwickelt. In der Grundschule geht der Klassenkampf dann richtig los. Spätestens in der vierten Klasse erreichen die Kinder im bayerischen Bildungssystem die wichtigste Kreuzung des Lebens. Der Notenschnitt im Zeugnis entscheidet darüber, ob sie auf das Gymnasium oder in Realoder Hauptschule gehen. Die Lebenschancen werden nach einem schlichten Schema verteilt: 2,33 reicht für den perfekten Start, 2,66 immer noch für die Realschule – alles, was schlechter ist, ist laut Statistiken ein ziemlich sicherer Weg in die Arbeitslosigkeit. In den letzten Jahren haben Zeitungen und Zeitschriften viel geschrieben über den Jugendwahn und die Anstrengungen älterer Menschen, mittels Röhrenjeans die Phase der Adoleszenz bis zur Verrentung zu verlängern. Weitgehend unbemerkt hat aber auch eine umgekehrte Entwicklung stattgefunden. Jugendliche und Kinder sehen sich genötigt, Einstellungen der Erwachsenenwelt zu übernehmen. Diese Prozesse sind nicht widersprüchlich. Alt und Jung treffen sich in der Mitte, ungefähr in den gefühlten Dreißigern, dem Traumalter für jeden Personalchef. Ein Dreißigjähriger hat sich die Flausen aus dem Kopf geschlagen, kennt sich aus, ist stark, fit und uneingeschränkt einsetzbar. keine Zeit verlieren: bilden, lernen, weiter bilden, das Leben als Wettrennen, jeder kleine Vorsprung – Business-Englisch, perfekte Rhetorik oder HTML-Kenntnise – muss genutzt werden. Wie das Deutsche Studentenwerk (DSW) im Juli 2007 berichtete, stehen Studenten unter „immer höherem Erwartungs-, Leistungs- und vor allem Zeitdruck“, immer mehr leiden unter dem einst als Manager-Krankheit bekannt gewordenen Burnout-Syndrom, klagen über Versagensängste, Schlafstörungen, Depressionen. Auch der Romanheld Craig Gilner wird depressiv, plant, sich von einer Brücke zu schmeißen und weist sich dann selber in die Psychiatrie ein. Erst dort lernt er, dass es im Leben noch etwas anderes gibt als lernen. ... comment
toco_thomas,
Donnerstag, 18. Oktober 2007, 22:19
Nie vergessen:
It`s not over until it`s over! (Rocky B., Philosoph)
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