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Mucs wird 10! Liebe Leser, hoch die Tassen - mucs wird 10! Das... |
Unsere Autorin Sara Zinser verbrachte einen Tag vor den Toren der Muffathalle. Sie war nicht alleine.
![]() Während selbst die Isar noch ruhig in ihrem Bett vor sich hin plätschert, verwandelt sich um 7 Uhr morgens der Platz vor der Münchner Muffathalle zum lärmenden Campingort: Horden von jungen Mädchen - bereits voll in Schale geworfen - und ein mitgeschleifter junger Mann - der jetzt ein Gesicht wie 7-Tage-Regenwetter zieht, aber später begeistert in der ersten Reihe mitgröhlt - nähern sich mit goldenen Sanitätsdecken und heiß gefüllten Thermosflaschen. Gute zehn Stunden später wird die Halle erst öffnen, um rund 1500 Fans die kanadische Pop-Punk Band Simple Plan feiern zu lassen. Während die fünf Jungs noch friedlich in ihren schmalen ein-Mann-Kabinen im Tourbus nebenan schlummern, belagern ihre zahlreichen Anhänger den harten Asphalt vor dem Tor, um nachher die besten Plätze zu ergattern. Obgleich die Sonne sich noch lange nicht blicken lässt, beharrt die temperamentvoll, laut lärmende Fraktion aus Italien auf ihre dunkel getönten Gläser. Im Schneidersitz hocken die Fans auf dem dreckigen und kühlen Boden und diskutieren über die verschiedenen Bezeichnungen, die einem im Laufe des Fan-Daseins angehängt werden. Nicht Fan, sondern Supporter! Ein kaum 18-Jähriges Mädchen mit langem, schwarzem Haar, einem Pony der Marke "Die-Hälfte-Durchblick-reicht-auch", dunkel geschminkten Augen und lila gemusterten Leggins zum gleichfarbigen Rock erklärt, dass sie schon ihres Aussehens wegen gewöhnt ist als Groupie beschimpft zu werden. Sie würde sich aber selbst bei der Betitelung als Fan etwas unwohl fühlen, weil man dann gleich das kreischende und in Ohnmacht fallende Girlie vor Augen hat - meint sie, während sie mit dem kleinen Ring in ihrer Unterlippe spielt. Eine blonde Frau, die die Dreißig schon ein Weilchen überschritten hat, aber genauso stolz das knallgrüne Bandshirt ihrer Lieblinge trägt, pflichtet bei. Einstimmig beschließt die Gruppe, dass sie lieber Anhänger und Supporter genannt werden möchten. Neben dem mitgeschleiften, jungen Mann, der sich später als älterer Bruder herausstellt, spielt seit dem späten Vormittag auch ein einzelner Security den Hahn im Korb. Ungeniert gähnend beschwert er sich über das frühe Erscheinen der Fans, die ihn damit aus seinem warmen Bett zwangen. Er flirtet gelegentlich mit vereinzelten Mädchen in den vorderen Reihen und scheint sich auszugucken, wen er später nach vorne lässt. Bitte nicht atmen Ab 14 Uhr quetscht sich dann die stark angewachsene Menge wartender Supportern in eine schmale Eisenabsperrung, mit der Konsequenz, dass sie nun nicht mehr aufs Klo, geschweige denn sich überhaupt von Ort und Stelle bewegen können. Die drei Italienerinnen stehen laut schnatternd ganz vorne, haben ihre Sonnenbrillen rätselhafter Weise beim Einsatz der ersten Strahlen abgesetzt und kommentieren jede Weisung des Securities mit „Italia! Kein Deutsch.“ Mittlerweile steht ein langhaariger Rocker in dunkler Kluft neben der braven Schülerin, die die Wartezeit nutzt, um sich den Lernstoff einzupauken. Ein Papa, der eigentlich nur als Begleitung mitkommen sollte, unterhält sich begeistert mit dem bunt-haarigen Punker. Diese Verbrüderung missfällt offensichtlich seiner minderjährigen Tochter. Entweder man mutmaßt gemeinsam über die kommende Songreihenfolge oder beschimpft sich lautstark, weil der Nachbar es wagt den einschlafenden Fuß zu bewegen oder tief einzuatmen und damit eine Kettenreaktion auslöst. Ein Hauch von Absperrband Die Südländer sind ganz gut darin den Missmut auf sich zu ziehen. Ansonsten unterhält man sich überraschend entspannt, betrachtet aber Nebenmänner und -frauen argwöhnisch, ob es ernst zu nehmende Gegner für den Kampf um die bessten Plätze seien könnten. Ein handbreites und dünnes, rot-weißes Absperrband soll verhindern, dass 500 drängende Körper sogleich die Halle in Besitz nehmen und den, wie immer verspäteten Soundcheck, stören. Es wird gedrängelt und geschubst. Gemotzt und Geschimpft. Doch Punkt 19 Uhr öffnen sich die Tore und wie auf dem Schlachtfeld, mit dem Befehl zum Angriff, stürmt die Menge in den Saal. Die Schnellsten und Stärksten siegen, wie so oft im Leben. Die drei Pastafresser, wie die südländischen Mädchen mittlerweile genannt werden, haben sich ihre ersehnten Plätze in der ersten Reihe erkämpft. Von dort aus wird der gutgebaute Sänger Pierre und Bassist David, mit der knallroten Röhrenjeans bezierzt: Mit aufreizendem durch die Haare fahren, über die Lippen lecken und verzweifeltem in der Luft nach ihnen grabschen. Die Bandmitglieder amüsieren sich köstlich. Während des Konzertes fallen eine Reihe Mädchen in Ohnmacht. Der nette Security-Mann, der immer noch allein ist, hat alle Hände voll zu tun sie aus der tanzenden und hüpfenden Menge zu ziehen. Die große Mehrheit hätte sich gewünscht, dass die drei Italienerinnen darunter gewesen wären. ... comment |
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