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Im Gasteig schufen Kreisjugendring, Münchner Volkshochschule und städtische Referate Kindern aus Einwandererfamilien eine Plattform, um „ins Zentrum zu (d)rücken“.
![]() So viele Baseball-Caps, Muskelshirts, grobmaschige Halsketten und andere Symbole der Ghettokultur hat man in den Gasteig-Fluren bisher wohl nie gesehen. Bei der Finissage des Integrations-Projekts „Cheka?!“ präsentierten Jugendliche in der Black-Box am Samstag Musik, Tanz, Lesungen, Theater und Artistik rund um das Thema Fremdsein. Unter dem Motto „Münchner Jugendliche (d)rücken ins Zentrum“ holte eine Veranstaltungsreihe der Landeshauptstadt München, des Kreisjugendrings und der Offenen Akademie der MVHS von 24. Januar bis 9. März junge Münchner mit und ohne Migrationshintergrund in den Kulturtempel an der Rosenheimer Straße. Doch aller Druck bewegt wenig, wenn er von dem, der Platz machen soll, nicht gespürt wird. So rückten und drückten die jungen Menschen zwar mit spannenden kulturellen Beiträgen in den zentralen Kulturtempel, aber kaum einer nahm Notiz davon. Jugendliche, Sozialarbeiter und Ausländerbeirat blieben auch bei der Abschlussveranstaltung des Teilhabe-Projekts weitgehend unter sich. Keine Lokalredaktion schickte einen Fotografen, keine politische Fraktion einen hochrangigen Vertreter, selbst Kooperationspartner geizten mit ihrer Anwesenheit. So durften wieder nur Eingeweihte miterleben, wie insgesamt rund 50 Darsteller - vom Kind bis zum jungen Erwachsenen - den Nachmittag zu einem Fest ihrer Talente, einer Schau ihrer kulturellen Fähigkeiten machten. Begeisterung gleich zu Beginn, als der Jugendtreff Harthof modernen Tanz vor dem Carl-Orff-Saal präsentierte. Wie einst Sir Simon Rattle für das international beachtete Klassik-Projekt „Rhythm is it“ in Berlin, hat der Profi-Tänzer Alan Brooks, der sonst seinen Körper in den großen Theatern der Welt biegt, in München mit einem guten Dutzend junger Menschen drei Monate lang eine anspruchsvolle Tanzperformance einstudiert. Die schwierigen sozialen Verhältnisse der Schüler wurden nicht ausgeblendet, sondern zum Thema des Stückes gemacht. Das sagte schon der Titel: „Mind the gap – Vorsicht Abgrund“. Eine Ton-Diaschau der Initiatorin Maro Nikolaido-Murböck, Sozialpädagogin des Jugendzentrums, macht das Projekt zum bleibenden Gesamtkunstwerk, in dem es die Gesichter der meist aus sozial schwachen Verhältnissen stammenden Jugendlichen mit ihren Gefühlsausdrücken zwischen Angst, Mut und Glück auf Großleinwand bannte. Die unaufdringliche Kamera begleitete die Jugendlichen auf ihrem Weg von den ersten Proben voller Selbstzweifel bis zur selbstsicheren Umsetzung der komplexen Anweisungen. Die Bilder vermitteln eine Ahnung von der Energie, die der mal nachdenkliche, mal lachende – aber immer konzentrierte Tanz-Trainer bei seinen Schützlingen wecken konnte: „Ich will zeigen, dass es verständlich ist, wenn sie sagen: Hier in der Ecke ist es unbequem“, sagt Brooks. Mehr Raum zur Entfaltung können auch die Teilnehmer aus dem Flüchtlingsheim gebrauchen – im wörtlichen Sinne. In München sind Kinder von Asylbewerbern gewöhnt, mit vier Personen in einem Zimmer von 13 Quadratmetern zu leben. Weil auch für die musische Erziehung kaum Geld da ist, bleiben wenig Alternativen zum ältesten Instrument der Menschheit. Mit Trommeln aus Senf- und Kartoffelsalat-Eimern verschafften sich die Kinder aus der Unterkunft in der Heinrich-Wieland-Straße in der Black Box Gehör. Einige hätten trotzdem lieber eine Breakdance-Nummer präsentiert. Fünf sehr junge Buben drehen sich auf dem weichen Gasteig-Teppich Kopf stehend um die Wette. Viel Wertvolles für die Integrationsdebatte hätten Münchner auch aus den abgedruckten Interviews mit Hauptschüler aus der Bernaysstraße und der Guardinistraße mitnehmen können. In der Fotoausstellung „Wer einen Freund hat, ist kein Verlierer“ zeigen die Antworten, dass die Parallelgesellschaft längst Wirklichkeit geworden ist. Etwa wenn ein Junge in der Rubrik „Ich hatte einen Freund“ sagt, „Es ist blöd, dass er so jung, mit 16, bei einer Messerstecherei ums Leben kam.“ Oder wenn ein 15-jähriges Mädchen erzählt: „Meine beste Freundin ist, meine Halbschwester. Sie ist 14. Sie ist alles für mich. Seit mein Vater eine neue Freundin hat, hat er für uns eine Wohnung gemietet. Wir machen alles allein: waschen, bügeln, …“ Ernüchternd auch die Realitäten eines jungen Ausländers bei Wahl seiner Geliebten: „Mein Vater wollte nicht, dass ich eine deutsche Freundin habe.“ Viele junge Einwandererkinder haben es sich in ihren Nischen trotzdem gemütlich gemacht. Mit Musik-Kollektiven hoffen viele auf den großen Durchbruch. Und plötzlich erscheinen die Devotionalien der afroamerikanischen Unterklasse nicht mehr so weit hergeholt. Die drei Sängerinnen der Hip-Hop-Gruppe „Black`key`sis“ haben sich die Anfangsbuchstaben ihres Bandnamens auf die kurzen Taschen ihrer sehr kurzen Hosen genäht. Dem tobenden Publikum erscheinen die drei schwarzen Stimmen reif für eine große Karriere. Sie werden als „Mädchen aus Angola“ angekündigt, obwohl zwei von ihnen hier geboren sind. Die 16- und 17-jährigen Mädchen aus dem Nordschwabinger Jugendtreff Bierderstein behaupten, so was störe sie nicht. Hauptsache sie selbst fühlten sich in München „heimisch“. Weil das Thema den Medien offenbar „fremd“ war, verpassten viele Münchner ein Projekt, das frei von Integrations-Pathos und ohne Image-Kalkül kultureller Institutionen authentische Münchner Nischenkultur ins Zentrum rückte. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema gewagt, haben deutsche Lehramtsanwärter der LMU. In ihrem Theaterprojekt „Über das Fremdsein“ viel der Satz: „Fremd ist der Weintrinker auf dem Oktoberfest“. Eine schlichte Weisheit über Nischendasein, die wohl auch im Zentrum der Gesellschaft ankommt. Zur "Cheka" - Bildergalerie. ... comment |
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